Der Herbst findet so langsam seinen Weg zu uns... die Blätter fallen von den Bäumen und ich bewundere die Schönheit bei meinen Spaziergängen im Wald. Ich blicke zurück - auf den Wandel - der Natur, aber auch um uns Herum... die Welt scheint nicht mehr die Gleiche zu sein. In einem von mir jüngst gelesenen Buch "Die vier Versprechen" von Don Miguel Ruiz schreibt Ruiz, dass wir alle in einem "Traum" leben, den wir selbst erschaffen haben und dass wir in diesem Traum die Wahrnehmung unserer Realität jederzeit verändern können... Die Wahrnehmung wiederum ist abhängig von unserer - ich nenne es jetzt mal Konditionierung. Ich musste viel darüber nachdenken, auch über meine Realität und meine "Wahrheit" mit der ich groß geworden bin...
Für mich war es normal, dass es Zeitfenster "ohne Fernsehprogramm" gab. In diesen Zeitfenstern flackerte der Bildschirm grau schwarz oder zeigte bunte Farbkästchen. Auf meine Lieblingsserien
wartete ich sehnlichst wöchentlich und die Zeitschrift verriet mir, wann welcher Film lief. Ich übte mich in Geduld und im Warten - Geschenke gab es zu Geburtstag, Weihnachten und an Ostern - und
wenn ich davor etwas brauchte, musste ich warten. Ich drückte mir die Nase platt an den Schaufenstern der Spielwarenläden und pflegte die eine Barbie, die ich besaß.
Meine Eltern riefen mir zu "komm spätestens nach Hause wenn es dunkel wird" und ich verbrachte den Tag draußen am Waldrand, in Heuballen und am Bach. Wir spielten Fangen und Verstecken in den
Feldern. Als ich älter wurde bestaunte ich die "reichen Leute", die ein Mobiltelefon hatten, dass für heutige Verhältnisse überdimensional groß war. Bei Verabredungen war klar, dass ich zu
der abgemachten Zeit vor Ort war, da es keine Möglichkeit gab, sich untereinander zu erreichen. Ich hatte immer ein wenig Kleingeld in der Tasche, um im Notfall eine Telefonzelle aufzusuchen und
später besuchte ich die Internet-Cafés um von dort aus Reiseberichte zu schreiben. Bilder wurden im Fotogeschäft entwickelt und achtsam in ein Album geklebt. Wenn eine rote "Ente" vorbeifuhr gab
es einen Kuss und bei einer blauen Ente einen Tritt in den Allerwertesten. Das Telefon zu Hause hing am Kabel und Ferngespräche als auch Flüge kosteten noch ordentlich Geld, dafür gab es eine
Kugel Eis bereits für 30 Pfennig. Ich hörte im Radio die TOP 30 und nahm über Kassette die Charts auf - unnötig zu erwähnen, dass ich mich aufregte, wenn der Moderator mitten ins Lied
quatschte oder die Kassette einen Bandsalat hatte. Die Ferien wurden meistens zu Hause verbracht, wir gingen Picknicken und ins Freibad, wo wir all unsere Freunde trafen...
Das ist "gefühlt" eigentlich gar nicht so lange her und doch ist es unbegreiflich, dass dies alles einmal "Real" war. Ich blicke auf meine Kinder und frage mich, was deren Realität ist? Netflix bietet alle Filme die das Kinderherz begehrt, sodass Sie nicht mehr warten müssen, um eine zweite Folge Ihrer Lieblingsserie anzuschauen. Wenn eine Frage gestellt wird, die ich nicht beantworten kann, sagen Sie "dann google das doch mal". Wir schränken die Handyzeit über Apps ein, damit die Kinder sich nicht in der Welt von Social Media und Whats App verlieren. Tik Tok erklärt ihnen, wie Sie was basteln können oder sich eine schicke Frisur machen & je mehr likes sie bekommen, desto besser ist es. Wenn mich manchmal die Ohnmacht überkommt und ihnen erkläre, wieviel sie haben und mit wieviel sie gross werden, verdrehen Sie nur die Augen... ich kann Ihnen schließlich auch keinen Vorwurf machen - niemand kann ihnen einen Vorwurf machen - die Welt hat sich einfach verändert... wobei wir beim Thema sind, denn das macht Sie ständig, nur meistens ist es uns nicht so bewusst.
Der Blick führt mich zu heute, zu der verrückten Corona-Zeit, zu allen Kindern, die jetzt geboren werden. Was wird Ihre Realität werden? Wird es Ihre Normalität sein, dass wir als Menschen Masken tragen, Abstand von einander halten, mit einer stetigen Angst leben, dass uns eine Krankheit heimsucht? Werden Sie sagen, wenn Sie alte Bilder sehen von "Damals", dass wir Verantwortungslos waren, uns so zu umarmen, uns gröhlend in den Armen zu liegen? Werden Sie sagen "Was sind das denn für Spinner"? Der Gedanke lässt mich nicht mehr los und bringt mich zurück, zu der yogischen Philosophie - zu dem Blick, dass es nicht die "Wahrheit" gibt, sondern immer nur Perspektiven, dass wir die Welt aus unserem eigenen Schlüsselloch beobachten und bewerten. Das es gilt die Wahrheit zu hinterfragen und etwas nicht zwingend "richtig" sein muss, nur weil es "alle" machen oder wir es schon immer vorgelebt bekommen haben.
Ich möchte diese Zukunft nicht für die neuen Kinder, ich möchte diese Zukunft auf nicht für mich oder meine Kinder. Ich glaube nicht daran, dass das meine Zukunft wird, ich glaube feste daran, dass das Vertrauen und die Liebe stärker ist, als alle Angst. Ich wollte den Gedanken trotzdem mit Dir teilen, weil er in meinen Augen schön umschreibt, wie eine Wahrheit entstehen kann und zur Realität wird.
Hierzu möchte ich folgende Geschichte mit Dir teilen:
DAS 5 AFFEN EXPERIMENT
Eine Gruppe von Wissenschaftler um Harry Harlow setzten 5 Affen in einen Käfig, und in der Mitte eine Leiter mit Bananen obendrauf. Jedes Mal, wenn ein Affe die Leiter hinaufstieg, besprühten die Wissenschaftler die anderen 4 Affen mit kaltem Wasser. Sie wiederholten das ein paar Mal. Und jedes Mal wenn ein Affe die Leiter hinaufstieg griffen ihn die anderen Affen an. Nach einer Weile traute sich kein Affe mehr die Leiter hochzusteigen, auch wenn die Versuchung groß war. Die Wissenschaftler tauschten dann einen Affen aus. Das erste was der neue Affe tat, war die Leiter hinaufzusteigen, um sich die Bananen zu holen. Sofort kamen die anderen Affen und verprügelten den neuen Affen. Nachdem er mehrfach verprügelt wurde, lernte der neue Affe die Leiter nicht mehr hinaufzusteigen und das, obwohl er nicht mal wusste, was nicht richtig war und warum er Prügel einstecken musste.
Ein zweiter Affe wurde ausgetauscht und das Ganze wiederholte sich wieder. Der zuvor eingewechselte Affe nahm an der Prügelei des nach ihm dazu geholten Affen teil.
Der Austausch der Affen wurde fortgesetzt, bis eine Gruppe von 5 Affen im Käfig war, die obwohl sie noch nie mit kaltem Wasser besprüht wurden, jeden Affen verprügelten der die Leiter hinaufsteigen wollte.
Wenn man die 5 Affen fragen könnte warum sie das denn so machen, würden sie wahrscheinlich sagen: „Wir wissen es nicht, das ist hier so üblich!“ oder „Das wird immer so gemacht!“
Es ist in meinen Augen erstaunlich wie gleichstimmig ein Großteil der Mitmenschen reagiert, wenn man etwas anders macht...
Ich denke es ist wichtig für jeden von uns zu entscheiden WARUM wir so handeln, wie wir handeln - unabhängig davon, was die anderen tun. Macht es für mich Sinn? Fühlt es sich für mich richtig an?
Oder tue ich etwas, weil es meine Eltern, Großeltern oder mein Umfeld schon immer getan hat? Und wenn dem so ist, dann nehme Dir doch einen Moment um über Dein Handeln zu reflektieren - wer
weiss wohin es Dich führt, solltest Du für Dich ab jetzt entscheiden künftig etwas anders zu machen oder mit anderen Augen zu sehen? Auch wenn es am Anfang unbequem scheinen mag oder auch Ängste
schürt, vielleicht erwartet Dich am Ende ein unfassbarer, innerer Reichtum...
Die nächsten Wochen werden sicherlich wieder ein wenig turbulent werden - zumindest fühlt es sich so an. Die Emotionen fahren hoch, eine Aggression ist im Feld zu spüren... es werden Momente kommen, in denen Du von außen getriggert wirst - sei es von Deinen Lieben, sei es von Deinem Arbeitsumfeld oder von Außenstehenden... Nehme Dir hier genug Zeit für Dich, um Dich immer wieder zu erden, nutze die Zeit um tief durchzuatmen und in den Wald zu gehen - und wenn Du nicht mehr weiter weisst, dann frag das Universum einfach mal um Hilfe... je gelassener Du mit dieser Zeit umgehst, je weniger Du auf diese Konflikte einsteigst, desto schneller wird sich ein Zustand von Leichtigkeit in Dir ausbreiten können... schau als Aussenstehender auf diese Situation und frage Dich einfach, was Sie Dich gerade lehren möchte...
So mein Herz, ich weiss, es sind wieder viele Zeilen die zum Nachdenken anregen - aber es ist ja auch eine nachdenkliche, transformierende und irgendwie auch spannende Zeit...
Bleib in Deiner Kraft! Namasté mein Herz,
Deine Andrea
26. August 2020
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